Praktische Hinweise zum Kopflausbefall

Diagnose:
Man sollte nach Kratzspuren und Bissstellen (vor allem im Nackenbereich), nach Läusen selber und v. a. nach deren Eiern, den Nissen suchen. Die Nissen sind nicht immer einfach zu finden. Es sind kleine, wenige mm große, meist nah der Kopfhaut an die Haare geklebte, mal weißliche, mal gräuliche Eier. Um diese zu finden, muss der gesamte Kopf fein säuberlich Strähne für Strähne durchgesucht werden.
Wenn Sie Fragen haben, oder unsicher sind: Bitte sprechen Sie uns an!

Vorbeugung:
Außer dem Zusammenbinden langer Haare scheint es keine verlässliche Prophylaxe zu geben. Eltern dieser Schule haben bspw. sehr schlechte Erfahrung mit einem kokoshaltigen Mittel gemacht. Das Waschen der Haare - egal wie häufig und womit - schützt eindeutig nicht! Fühlen Sie sich also nicht sicher, wenn Sie bestimmte Shampoos, Öle oder Lösungen benutzen, die Läuse abwehren sollen. Haare und Kopfhaut müssen trotzdem kontrolliert werden!

Behandlung:
Leider ist nicht jedes in der Apotheke erhältliche Medikament gut wirksam und in der Lage, auch die Nissen abzutöten. Unerlässlich ist die Anwendung eines permethrinhaltigen Mittels entsprechend der Packungsbeilage (d.h. Therapiewiederholung nach ca. acht Tagen!) sowie die vollständige Entfernung aller Nissen. Dies kann sehr langwierig sein. Es ist auch wichtig, nach der erfolgten Therapie die Haare der gesamten Familie wiederholt zu kontrollieren.
Alle Kopf-Kontaktstellen (Bettwäsche, Mützen, Schlaftiere, Autositze usw.) müssen behandelt werden. Man kann diese Gegenstände entweder bei über 60°C waschen und anschließend im Trockner trocknen, sie für vier Wochen in Plastiksäcke verschlossen an einem nicht zu kalten Ort lagern oder sie für vier Tage bei -18 °C in die Tiefkühltruhe geben und anschließend waschen. Für Flächen wie z.B. Sofas und Autositze empfiehlt sich die Anwendung eines Flächen-desinfektions-sprays.
Aber Achtung: Verwenden Sie keine permethrinhaltigen Mittel ohne eindeutige Diagnose! Es sind starke Medikamente!

Bitte sprechen Sie uns an, falls es noch Fragen zu diesem Thema gibt.

Dr. Tanja Poncar Dr. Angela Müller-Möhring
Tel.: 415321 Tel.: 381662


Bitte glauben Sie nicht alles, was man Ihnen so erzählt

Zehn gefährliche Kopflaus-Märchen

1) Häufiges Haarewaschen schützt vor Läusen.
Nein! Läusen ist der Sterilitätsgrad von Haaren völlig egal und bereits mitwohnende Läuse und Nissen können Sie mit Shampoo nur reinigen, aber nicht töten oder entfernen. Es gibt sogar eine Theorie, nach der die Tiere besonders gerne in frisch gewaschene, duftende Haare krabbeln…

2) Nur Kinder aus sozialen Randgruppen bekommen Läuse.
Falsch! Die unliebsamen Mitbewohner lesen keine Einkommensteuererklärung, jedes Kind kann befallen werden (übrigens sind Kopfläuse auch konfessionslos…). Daher ist die Infektion keine Schande und muss im Sinne des Allgemeinwohls sofort veröffentlicht werden. Sicher erfordert es ein gehöriges Maß an Zivilcourage, aber informieren Sie bitte umgehend die Klassenlehrerin, Eltern der Freunde und Betreuer von Nachmittagsaktivitäten, wenn Sie betroffen sind. Asozial ist es, einen Lausbefall zu verheimlichen!

3) Nur wer sich kratzt, muss behandelt werden.
Unsinn! Im Anfangsstadium und je nach Hauttyp kann der Juckreiz fehlen. Daher muss die gesamte Familie - möglichst natürlich zeitgleich - eine Haarpackung mit einem Permithrinhaltigen Mittel (nicht zu sparsam!) bekommen. Dabei sollte die gesamte Oberbekleidung aller im Haushalt wohnenden Per-so-nen gewechselt werden, und unmittelbar sämtliche benutzten Handtücher, Bademäntel, Bettwäsche etc. bei 60°C gewaschen werden. Eine einzige lebende Nisse kann ausreichen, um die gesamte Umgebung wieder anzustecken!

4) Eine Behandlung reicht aus, um die Läusegefahr zu bannen.
Fataler Irrtum! Die Läuselarven können noch nach acht bis zehn Tagen bei durchschnittlicher Raum-temperatur (im Kühlen noch später!) schlüpfen. Daher ist es unbedingt nötig, aus Sicherheitsgründen die Behandlung eine gute Woche später zu wiederholen. Oder wollen Sie die ganze Prozedur noch einmal machen?

5) Nur im Nacken und rund um die Ohren muss nach Läusen und Nissen gesucht werden.
Au weia! Solche Faulheit rächt sich gerne. Auch wenn das im allgemeinen die bevorzugten Stellen sind: Bitte suchen Sie auf jeden Fall den gesamten Kopf ab!

6) Läuse mögen keine gefärbten Haare.
Blödsinn! Da sich Läuse nicht von Haaren, sondern von Blut aus der Kopfhaut ernähren, ist ihnen Beschaffenheit, Farbe der Haare und Frisur (außer der von Kojak) völlig gleichgültig. Siehe auch 7).

7) Lavendelöl (Kokosshampoo, Niem- oder Teebaumöl, Rosenwasser, Goldgeist, Kartoffelsalat) im Haar, schützen vor Lausbefall.
Auf keinen Fall! Vor Lausbefall schützt nur das Vermeiden des direkten Kontakts. Helfen können: Zöpfe, Kahlrasur, Badekappen. Bitte benutzen Sie keinesfalls Permithrinhaltige Mittel zur Vorbeugung. Es handelt sich um starke Medikamente! Jeder, dem schon einmal während der Behandlung die Dämpfe in Augen und Nase gestiegen sind, weiß das…

8) Nissen knacken zwischen den Fingernägeln, sonst sind es keine.
Unfug! Nissen erkennt man an der typischen Tropfenform und daran, dass man sie mit den Fingern nicht einfach vom Haar abstreifen kann, sondern dass sie kleben bleiben. Der Fachmann kann unter dem Mikroskop entscheiden, ob es sich um bereits geschlüpfte leere, volle lebende oder volle tote Nissen handelt. Das sieht - oder hört - niemand ohne Hilfsmittel. Alle Nissen - ob abgetötet oder nicht - müssen aus den Haaren entfernt und sofort entsorgt werden. Die Regel muss immer sein: Nur eine entfernte Nisse ist eine gute Nisse!

9) Nissen lassen sich mit Nissenkämmen, Essig- , Kölnisch - oder Jordanwasser zuverlässig entfernen.
Sträflich! Viel zu unsicher. Auch Nissenkämme erfassen oft die fest ans Haar geklebten Läuseeier nicht. Jede Nisse muss einzeln zwischen den Fingernägeln vom Haar gezogen oder das entsprechende Haar abgeschnitten werden. Anders geht es leider nicht. Und Sie wissen ja: Nur eine entfernte Nisse…

10) Läuse können fliegen.
Mumpitz! Auch wenn die NASA demnächst Astronauten zum Mars schickt - Läuse haben immer noch keine Flügel. Sie können sich nur krabbelnd fortbewegen. Es muss also für eine Infektion zu einem direkten Kontakt von Kopf zu Kopf, über die Kleidung (Mützen, Kapuzen, Schals, Mantelkragen, Fahrradhelme), Möbel (Sofas, Autositze, Sessel, Bussitze), Stofftiere etc. kommen.